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How To: Vom Angestellten zum Chef – so klappt´s

Der Sprung in die Selbständigkeit ist mit vielen Unbekannten verbunden sowie von Veränderungen und Umstellungen geprägt. Während der Arbeitstag als angestellter Zahnarzt vor allem aus der Patientenbehandlung besteht, haben Praxisgründer und -übernehmer eine Vielzahl neuer Herausforderungen zu meistern. Neben bürokratischen Anforderungen, organisatorischen Fragen oder betriebswirtschaftlichen Aufgaben gehört dazu auch, sich an die neue Rolle als Chef zu gewöhnen. Denn der Unterschied vom Team-Mitglied zur Führungskraft ist größer und gewichtiger als es auf den ersten Blick scheint.

Das soziale Team-Gefüge in einer Zahnarztpraxis ist vielschichtig: Von Auszubildenden, über Medizinische Fachangestellte, angestellten Zahnärzten und Praxismanagern bis zum Praxisinhaber erfüllt jeder in seiner Funktion wichtige Aufgaben für das Zusammenspiel untereinander und den gemeinsamen Erfolg. Dabei ist nicht immer genau klar, wer an wen berichtet, wer weisungsbefugt ist und wer bei welchen Entscheidungen den Hut aufhat. Als angestellter Zahnarzt folgen Sie aber letztendlich den Anweisungen Ihres Chefs – genau wie der Rest des Teams. Es müssen keine Vorgaben gemacht oder Entscheidungen getroffen werden, die über die zahnmedizinische Berufsausübung hinausgehen und auch keine personellen Zwiegespräche geführt werden, wenn etwas mal nicht gut läuft.

Als eigener Chef gehören aber genau diese Dinge zu Ihren Aufgaben. Dabei ist der Spagat zwischen einem respektvollen und wertschätzenden Umgang auf der einen Seite sowie einem offenen und vertrauensvollen Verhältnis auf der anderen Seite nicht immer einfach. Es gilt also wie so oft, die goldene Mitte zu finden, denn nur in einem guten Arbeitsklima lässt es sich dauerhaft motiviert und effizient arbeiten. Wie der Perspektivwechsel nicht nur bei Ihnen sondern auch in den Köpfen Ihrer zukünftigen Mitarbeiter gelingt, verraten wir Ihnen in diesem Blog:

Selbstreflexion: Bei sich beginnen

Wir empfehlen, dass Sie den Anfang bei sich selbst machen. Reflektieren Sie dafür offen und ehrlich Ihre Stärken und Schwächen und machen Sie sich ein Bild davon, was für ein Vorgesetzter Sie sein wollen, wenn es um die Führung der eigenen Praxis geht. So können Sie schon im Vorfeld die Punkte identifizieren, an denen Sie arbeiten müssen. Fällt Ihnen dieser Schritt schwer, kann Ihnen ein erfahrener Coach dabei helfen, Ihren Charakter zu analysieren und Sie in gemeinsamer Arbeit in eine gute Führungskraft zu verwandeln.

  • Typ-Frage Führungsstil: Zuckerbrot oder Peitsche – Was für ein Typ Chef möchten Sie sein? Ob autokratisch, demokratisch oder Laissez-Faire, ob beziehungs- oder mitarbeiterorientiert: Jeder Führungsstil hat Vor- und Nachteile. Überlegen Sie, welche Eigenschaften aus Ihrer Sicht einen guten Stil ausmachen und welches Verhalten damit einhergeht. Wichtig ist, dass Sie Ihren eigenen Weg finden und dabei authentisch bleiben. Behalten Sie außerdem im Hinterkopf, dass eine gute Führungskraft ihren Stil je nach Bedürfnissen der Mitarbeiter oder Besonderheiten der Situation anpassen sollte.
  • Persönliche Weiterentwicklung: Nachdem Sie nun wissen, wo es im Zielbild hingehen soll, erfolgt die Bestandsaufnahme. Welche der priorisierten Eigenschaften bringen Sie bereits mit, wo gibt es noch Luft nach oben und wie möchten Sie diese Themen angehen? Chef sein kann man lernen – und lernt doch nie aus. Denn es bedeutet sich ständig weiterzuentwickeln - nicht nur fachlich, sondern auch persönlich. Diese Fähigkeit zur Selbstreflexion und Selbstkritik ist ein kontinuierlicher Prozess und wird für Sie in Ihrer neuen Rolle zum stetigen Begleiter.

Schritt zwei: Das Team zusammenstellen

Jeder Kapitän ist nur so gut wie seine Mannschaft. Deshalb ist ein weiterer Tipp, auch das Praxisteam sorgfältig zusammenzustellen. Bei der Wahl Ihrer Mitarbeiter sollten Sie verschiedene Kriterien berücksichtigen, dazu zählen

  • die Anzahl der Mitarbeiter, die nötig sind um die anstehenden Aufgaben erfüllen zu können,
  • demografische Eigenschaften,
  • fachliche Kompetenzen und Qualifikationen
  • sowie Persönlichkeitsmerkmale und Charaktereigenschaften.

Auch hier ist Vorarbeit auf Ihrer Seite nötig. Der richtige Mix hängt auch davon ab, wie die einzelnen Mitglieder zueinander passen und wie Sie Ihr Team führen wollen. Doch die Zusammenstellung ist nur die halbe Miete – erst, wenn sich jeder Einzelne als Teil eines Teams versteht, wird ein Schuh draus. Dazu können Sie einen wichtigen Beitrag leisten, sowohl auf Einzelebene, indem Potentiale erkannt, Stärken gefördert und Perspektiven aufgezeigt werden, als auch auf Gesamtebene durch einen empathischen Umgang und eine gute Arbeitsatmosphäre. Es gibt verschiedene Teambuilding-Maßnahmen, um das Wir-Gefühl zu stärken und das Miteinander zu fördern – Mehr Infos dazu finden Sie hier. Natürlich ist auch der Chef Teil des Teams. Jedoch sollten Sie, um Ihre Führungsrolle zu betonen, immer eine professionelle Distanz wahren.

Drei Tipps wie der Perspektivwechsel gelingt

Jetzt wird´s konkret - Im Folgenden möchten wir Ihnen drei Handlungsempfehlungen mitgeben, wie Sie die Umstellung vom Angestellten zum Chef erfolgreich meistern:

  1. Grundlagen schaffen:Klären Sie gleich zu Beginn der Zusammenarbeit die verschiedenen Rollen, Strukturen, Verantwortlichkeiten sowie die Aufgabenteilung im Team. Vereinbaren Sie klare Spielregeln der Zusammenarbeit. Gleiches gilt für Prozesse und Arbeitsabläufe. Diese sollten im Vorfeld gemeinsam definiert und etabliert werden. Nur wenn jeder genau weiß, was er zu tun hat, kann die Praxis von Tag eins effizient und strukturiert funktionieren.
  2. Kommunikation als A & O: Führen Sie regelmäßige Teamrunden ein, in denen Sie klar und transparent kommunizieren, Informationen teilen und Entscheidungen erklären. Suchen Sie zudem mit jedem Teammitglied zu Beginn ein persönliches Gespräch, um die gegenseitige Erwartungshaltung abzuklopfen und den Grundstein für ein funktionierendes Arbeitsverhältnis zu legen. Haben Sie das Gefühl, dass Ihre Führungsrolle in Frage gestellt wird, ist hier der Ort um dies im Sinne einer konstruktiven Feedback- und Fehlerkultur anzusprechen.
  3. Zwischen Verantwortung und Vertrauen: Den Balanceakt haben wir bereits angesprochen: Chef sein bedeutet, sich durchzusetzen, selbstbewusst Entscheidungen zu treffen und entschlossen zu handeln – auch bei unliebsamen Themen, die nicht immer auf Zustimmung der Mitarbeiter stoßen. Auf der anderen Seite sollten Sie Ihrem Team auch genügend Freiräume und Verantwortung einräumen und eine selbständige Arbeitsweise zugestehen. Haben Sie den Mut, Aufgaben zu delegieren, und das Vertrauen, dass Ihr Team diese zufriedenstellend bewältigen wird. 

Zu guter Letzt: Geben Sie sich und Ihrem Team ein bisschen Zeit, um sich einzuspielen. Nicht alles kann sofort perfekt funktionieren – egal wie gut Sie sich vorbereitet haben. Manche Dinge klappen in der Realität eben nicht so, wie man sich das in der Theorie vorstellt. Räumen Sie die Möglichkeit für Verbesserungsvorschläge, Feedback und Ideen ein und geben Sie Ihrem Team den Freiraum, sich bei auftretenden Problemen eigenständig zu verbessern und umzustellen. Denn oft stellt sich erst mit der Zeit und im konkreten Arbeitsalltag heraus, wer für welche Aufgabe am besten geeignet ist. Trotzdem werden Sie im Zeitverlauf feststellen, dass Ihr Praxisalltag nach und nach flüssiger läuft und ihr Team ein Gefühl dafür bekommt, wie Sie als Arzt und Chef funktionieren. So gewöhnen Sie sich langsam an Ihre neue Rolle und Ihre neuen Aufgaben, genauso wie Ihre Mitarbeiter.