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Nachhaltigkeit: Tipps für eine grünere Zahnarztpraxis

„There is no planet B“ - Unter diesem Motto macht die weltweite Jugendbewegung „Fridays for Future“ seit über zwei Jahren auf die Folgen des Klimawandels aufmerksam. Ob Eltern („Parents for Future“), Wissenschaftler („Scientists for Future“) oder praktizierende Ärzte („Doctors for Future“): Mittlerweile haben sich zahlreiche Unterstützungsorganisationen gebildet und der Bewegung angeschlossen. Die Gründe liegen auf der Hand: Die Klimakrise und die daraus folgenden Konsequenzen für die Erde und alle Lebewesen ist eines der wichtigsten Themen unserer Zeit und eines der wenigen, welches auch neben dem Dauerbrenner Corona in der medialen Berichterstattung der letzten 18 Monate präsent war.

Klima und Gesundheit hängen eng zusammen

Doch was genau hat das Klima eigentlich mit unserer Gesundheit zu tun? Eine ganze Menge! Denn einerseits ist der Gesundheitssektor allein in Deutschland für knapp sieben Prozent der Kohlendioxidemissionen verantwortlich. Andererseits können Umweltfaktoren, wie Erderwärmung, UV-Strahlung, Luftschadstoffe, Gewässerverschmutzung oder Pollenflug die menschliche Gesundheit nachhaltig beeinflussen. So zeigt der aktuelle Versorgungs-Report "Klima und Gesundheit“ des Wissenschaftlichen Instituts der AOK, dass jeder vierte Versicherte über 65 überdurchschnittlich gefährdet ist, an heißen Tagen aufgrund von gesundheitlichen Problemen ins Krankenhaus eingeliefert zu werden. Klimaschutz ist also auch Gesundheitsschutz und wir alle müssen mehr dafür tun, die gesundheitlichen Auswirkungen schädlicher Umwelteinflüsse dauerhaft zu reduzieren.

Kleine Schritte auf dem Weg in die grünere Praxis

Ein erster, wesentlicher Schritt in Sachen Umweltschutz und Nachhaltigkeit besteht darin, das eigene Handeln zu hinterfragen. Dabei geht es nicht darum, von heute auf morgen klimaneutral zu arbeiten, sondern Schritt für Schritt Transparenz zu schaffen und nach geeigneten Alternativen zu suchen. Von regenerativen Energien und digitalen Lösungen über Recycling bis hin zur Behandlung: Wir haben vier Bereiche für Sie zusammengestellt, die Ihnen erste Impulse und konkrete Tipps liefern sollen, um den ökologischen Fußabdruck in Ihrer Praxis zu verbessern:

  1. Die Energieversorgung fest im Blick - verwenden statt verschwenden:
    Ressourcen wie Strom und Wasser sind kostbar. Etablieren Sie einen sparsamen und schonenden Umgang in der Praxis und suchen Sie nach nachhaltigen Alternativen. Das kann beispielsweise der Wechsel zu Öko- oder Naturstrom sein. Überlegen Sie, wo Bewegungsmelder Sinn machen und tauschen Sie herkömmliche Glühbirnen gegen energiesparende LEDs – diese reduzieren den Stromverbrauch und sind langlebiger. Achten Sie bei der Anschaffung zahnmedizinischer und elektronischer Geräte wie Computer oder Kühlschrank auf die Energieeffizienz. Auch Zeitschaltuhren zur automatischen Absenkung der Heizkörper oder wärmedämmende Maßnahmen können den Energieverbrauch Ihrer Praxis entscheidend verringern. Informieren Sie sich auch, inwieweit diese Maßnahmen staatlich subventioniert werden.

  2. Keine Macht der Zettelwirtschaft - digital statt analog:
    Anamnesebogen, Datenschutzerklärung, Aufklärungsformular, Rechnungen, Terminkärtchen, Materialbestellungen - der Papierverbrauch in vielen Zahnarztpraxen ist hoch. Dabei lässt sich diese Zettelwirtschaft durch den Umstieg auf digitale Prozesse um ein Vielfaches minimieren. Patientendokumentation im Computer statt auf Karteikarten, Befunde und Röntgenbilder auf dem Tablet, Formulare und Patientenbögen in digitaler Form - Sie sparen nicht nur Papier, sondern auch jede Menge Zeit. Für Mitteilungen und die interne Kommunikation mit Ihren Mitarbeitern oder Kollegen, eignen sich Messaging-Dienste oder spezielle Praxis-Apps. Und sollte doch mal etwas gedruckt werden müssen, verwenden Sie Papier und Briefumschläge aus recyceltem Material.

  3. Alles für die Tonne? – vermeiden, trennen, wiederverwenden:
    Einwegartikel und Plastikverpackungen lassen sich alleine aus hygienischen Gründen nicht vollständig aus der Zahnarztpraxis verbannen, aber deutlich reduzieren. Angefangen bei Mundspülbechern aus nachwachsenden Rohstoffen, wie Pappe oder Hartpapier. Bambus-Zahnbürsten und plastikfreie Zahnseide freuen Ihre Patienten – und die Umwelt. Verwenden Sie Mehrweg- statt Einwegflaschen oder steigen Sie gleich auf einen Wasserfilter um. Auch beim Verbrauchsmaterial lässt sich Müll einsparen: Setzen Sie auf Nachfüllverpackungen und Konzentrate oder bestellen Sie Ihr Material gesammelt und lagerfähige Artikel in größeren Mengen - so sparen Sie nicht nur die Versandkosten, sondern auch Verpackungsmaterial und Transportwege. Daneben ist eine konsequente Mülltrennung das A und O. Übrigens: Auch Müllbeutel gibt es mittlerweile in abbaubaren Varianten.

  4. Behandlung neu gedacht - innovativ & nachhaltig:
    Zu einer modernen und nachhaltigen Zahnarztpraxis gehört auch die zahnmedizinische Behandlung. Dazu zählt unter anderem, das seit langem umstrittene Amalgam nicht weiter als Füllmaterial zu verwenden sowie altes fachgerecht zu entfernen und an zertifizierte Entsorgungsfirmen weiterzugeben. Ein weiteres Beispiel für nachhaltige Zahnmedizin: Digitales Röntgen. Das ist aufgrund der geringeren Strahlenbelastung nicht nur schonender für den Patienten, sondern verzichtet auch auf umweltschädliche Entwickler- und Fixierflüssigkeiten. Nutzen Sie zur Reinigung und Desinfektion Ihrer Instrumente und Geräte möglichst umweltfreundliche und niedrig-chemische Mittel. Die Aufbewahrung von Instrumenten in Sterilgutlagercontainern und umweltschonende Zylinderampullenspritzen zur Lokalanästhesie, bieten weitere Möglichkeiten auf dem Weg in die klimafreundliche Behandlung.

Tue Gutes und rede darüber

Zugegeben: Nachhaltigkeit in der Zahnarztpraxis ist nicht immer einfach. Doch jeder kleine Schritt trägt etwas zum großen Ganzen bei. Stecken Sie den individuellen Handlungsspielraum Ihrer eigenen Praxis ab und suchen Sie sich zu Beginn die Punkte aus, die für Sie zeitnah und leicht umzusetzen sind. So können Sie Ihre Praxis nach und nach grüner aufstellen. Und: Kommunizieren Sie Ihre Maßnahmen aktiv an Ihre Patienten. Denn der Stellenwert des Umweltschutzes in der Gesellschaft steigt – vor allem bei der jüngeren Generation. Über die eigene Praxis-Website oder Ihre Social Media Accounts können Sie auf Ihr nachhaltiges Engagement aufmerksam machen, umweltaffine Patienten gezielt ansprechen und sich von anderen Praxen absetzen. Und ganz nebenbei entsteht noch ein positiver Nebeneffekt: Sobald Umweltschutz und die damit verbundenen Potenziale Einzug in Ihre Praxis halten, sinken auch Ihre Betriebskosten.

Hier finden Sie weitere Informationen:

  • Podcast: Mit der Serie „Klima-Konsil“ im ÄrzteTag-Podcast wirft die ÄrzteZeitung einen Blick auf Menschen, die im Gesundheitswesen für den Klimaschutz aktiv werden und beleuchtet Risiken und Nebenwirkungen der Klimakrise.
  • Checkliste: Die Initiative „Health for Future“ bietet ein Aktionsforum für die Angehörigen des Gesundheitssektors, die sich für ein intaktes Klima- und Ökosystem einsetzen möchten. Auf der Seite finden sich mehr als 50 konkrete Umsetzungshilfen für die eigene Praxis.